Feldwespen-Nest
Was wisst ihr so über Wildbienen? Ich bis vor zwei Jahren gar nichts. Mittlerweile ein wenig … gibt ja nur weltweit weit über 30.000 Arten an Wildbienen, in Deutschland sind es immer noch über 580. Diese variieren im Aussehen und ihrer Größe stark und können zwischen 1,3 und 30 mm groß sein. Manchmal ist sogar für eine eindeutige Zuordnung ein DNA-Test erforderlich! Zudem sind sie in ihrer Lebensweise so unterschiedlich, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten. Wildbienen werden in drei große Gruppen unterschieden – nicht nach äußerlichen Kriterien, sondern in die Art zu leben und den Nachwuchs zu organisieren:
kollektiv lebende Bienen, Solitärbienen und Kuckucksbienen.

 

Kollektiv lebende Bienen:

Zu diese Gruppe zählt natürlich die Honigbiene, welche hochorganisierte Staaten mit komplexen Kommunikationssystemen bildet. Auch Hummeln bilden Staaten mit 30-600 Tieren, wobei hier nur die Königinnen den Winter überleben. Eine Neugründung findet dann im folgenden Frühjahr statt. Hummeln spielen aufgrund ihrer größeren Anpassungsfähigkeit eine extrem wichtige Rolle für die Bestäubung. Zum Beispiel fliegen sie schon bei 3°C, haben dadurch eine viel längere Saison und sind auch im Gebirge vertreten, manche Pflanzen hätten dort ohne Hummeln keine Chance.

 

Solitärbienen:

Die überwiegende Zahl der Bienenarten fällt in diese Gruppe, wobei sie nicht komplett als Einsiedler leben, manche bilden Brutkolonien oder haben gemeinsame Schlafplätze. Ihre Lebensdauer beträgt nur ein paar Wochen, die meiste Lebenszeit verbringen sie als teilweise verpuppte Larve. Die Verantwortung für den Nachwuchs fällt den Weibchen zu. Dazu legen die meisten in Deutschland lebenden Arten ihre Nester in Erdhöhlen an. Aber auch in Hohlräume in Ästen, alten Baumstämmen oder Mauerspalten. Die zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene sucht dagegen gezielt nach verlassenen Schneckenhäusern, welche sie nach dem Belegen mit Zweigen und Blättern tarnt. Innerhalb des Nests werden ein oder mehrere Brutzellen angelegt, welche mit einem befruchteten Ei bestückt werden. Zu jeder Brutzelle gehört ein Proviantpacket, das aus einer Mischung von Pollen und Nektar besteht. Dieses ist für die gesamte Entwicklung von der Larve bis zum Fluginsekt notwendig. Der Zeitpunkt des Schlupfs ist genau abgestimmt auf die Blütezeit der für ihre Art nötigen Blumen. Die meisten Wildbienen sind Generalisten, aber es gibt auch die absoluten Spezialisten, welche von einer speziellen Pflanzenart abhängig sind.

 

Kuckucksbienen:

Brutparasitentum ist auch unter Bienen sehr verbreitet. Fast jede Solitärbiene hat eine auf sie spezialisierte Kuckucksbiene. 20% der Wildbienen in Deutschland sind Kuckucksbienen. Kurz vor Fertigstellung der Brutzelle, dringt die Kuckucksbiene in das Nest ein und legt ein Ei neben das „Original“. Diese Larve schlüpft eher und verzehrt den Nahrungsvorrat und meist auch die andere Larve. Allerdings laufen diese Bienen ständig Gefahr ihres eigenen Erfolgs zu werden. Verschwindet eine Bienenart in der Region, hat auch die dazugehörige Kuckucksbiene keine Chance.

 

Wie können wir den Wildbienen helfen?
Keine Pestizide, Stukturen im Garten schaffen, das heißt abwechslungsreiche Lebensräume, heimische
Wildblumen, ungefüllte Blüten, kontinuierliche Blühphasen schaffen, Unordnung akzeptieren, herumliegendes
Totholz, Steine, Bruchsteinmauern, offene Boden- & Sandflächen, markhaltige Stengel, wie zum
Beispiel Brombeere, Himbeere, Distel, auf einer Länge von mindestens 50cm stehen lassen.
Insektenhotels können natürlich auch zusätzlich angeboten werden – aber Achtung: nur 30 der fast 600
Arten nutzen solch eine Nisthilfe!
 
Ein paar Wildbienen im Portrait

 

Rostrote Mauerbiene:

die außergewöhnliche Vielseitigkeit garantiert der Rostroten Mauerbiene nicht nur beste Überlebenschancen, sondern macht sie auch zum top-effizienten Bestäuber. Es gibt fast keine Hohlräume, in denen sie nicht nisten würde. Sogar in Türschlössern und Blockflöten wurde sie schon entdeckt. Als Insekt des Jahres 2019 soll sie auf die große Bedeutung der Bienen- und Insektenbestäubung aufmerksam machen, die für unsere Nahrungsmittelproduktion unverzichtbar ist.
Solitärbiene, Flugzeit: März-Juni, Vorkommen: häufig, Größe 8-10mm Blütenbesuch: unspezialisiert, Lebensraum: vorhandene Hohlräume

 

KeulenwespeKeulenwespe:
Durch ihre keulenförmig verdickten Fühlerenden lassen sich die Männchen leicht identifizieren. Die gemeine Keulenwespe ist ein Futterparasit der Roten Mauerbiene. Die Roten Mauerbienen versuchen, ihre Nester durch
eine leere Zelle direkt hinter dem Nestverschluss zu schützen. Doch die Keulenwespen-Weibchen besitzen einen sehr langen Legebohrer, mit dem sie, oft auch durch die erste Zwischenwand stechen können. Aus dem
gelegten Ei entwickelt sich eine Larve, die den Pollen auffrisst, der eigentlich für den Mauerbienen-Nachwuchs gedacht war.
Kuckucksbiene, Flugzeit: März-Juni, Vorkommen: häufig, Größe 7-9 mm, Lebensraum: Totholz / Brutparasit

 

Goldbeinige SandbieneGoldbeinige Sandbiene:
Ihre Füße sind allesamt gold-gelb-orange gefärbt. Diese Art ist fast überall in Deutschland verbreitet, wenn auch nicht in großen Populationen. Bei der Nahrungssuche ist sie nicht wählerisch und fliegt viele verschiedene Pflanzenfamilien an. Am liebsten mag sie Doldengewächse. Ihre Nester legt die Goldbeinige Sandbiene im Boden an schütter bewachsenen Stellen an. 
Flugzeit: April-Mai, Vorkommen: häufig, Größe: 9-10mm, Blütenbesuch: unspezialisiert, Lebensraum: selbstgegrabene Erdnester, bevorzugt Sand- /Lehmboden

 

KeulhornbieneKeulhornbiene:
namensgebend sind die kurzen keulenförmigen Fühlern. Zudem hat sie dunklen Flügel, einen fast unbehaarten, metallisch dunkelgrün bis dunkelblau glänzenden Körper und einen nach hinten breiter werdenden, plumpen
Hinterleib. Die Nester werden im Mark senkrechter oder schräg stehender dürrer Pflanzenstengel, etwa von Brombeeren, Rosen, Holunder, Königskerzen oder Disteln angelegt, wenn das Mark etwa an einer Bruchstelle
direkt zugänglich ist. Wenn die ersten fertigen Bienen (die Imagines) aus den zuerst angelegten Brutzellen am unteren Ende der Niströhre schlüpfen, müssen sie sich an ihren etwas jüngeren, noch nicht schlupfbereiten
Geschwistern vorbei nach oben und draußen zwängen
Solitärbiene, Flugzeit April – September, Größe: 6-10mm, Blütenbesuch: unspezialisiert, Lebensraum: markhaltige Stengel

 

 

Bestimmung mit Hilfe vom Hummeltelefon www.ifbi.net/Hummeltelefon 0151 18460163 hummelfund@ifbi.net
Fotos: & Text: Jessica Stürmer, Standort: Schonstett-Au / Goldbeinige Sandbiene in Burgkirchen