Robert Neumeier war schon in sehr jungen Jahren ein Talent in der Spitzengastronomie, eine Karriere schien vorgezeichnet. Trotzdem entschied er sich für die Selbstständigkeit, bei der ihm seine Küchenerfahrung mehr als hilfreich ist: Heute dreht sich beim jungen Unternehmer alles um die perfekte Pasta.

Die Pasta-Manufaktur von Robert Neumeier umweht schon auf wenige Meter Entfernung ein wohlig-pikanter Geruch. In der Küche von „Pasta fino“ köchelt Tomatensoße in riesigen Töpfen vor sich hin. Mindestens vier Stunden brauche die Soße, bis sie, wie Neumeier es ausdrückt, eine „marmeladige“ Konsistenz aufweist. „Die Tomaten beziehen wir aus der Nähe von Mailand.

Nur dort konnten wir einen Hersteller ausfindig machen, der es schafft, die Tomaten komplett zu enthäuten“, erzählt der Manufaktur- Inhaber beim Rundgang durch die blitzsaubere Nudel- Produktion in einem schmalen Gebäude in Zillham, unweit von Schonstett.

3000 Landfrauen im Jahr wollen live dabei sein

„Wir haben ein System für höchste Hygiene entwickelt, nach dem wir im täglichen Wechsel Pasta produzieren und dann die Räume komplett reinigen.“ Reinlichkeit ist bei „Pasta fino“ nicht nur wegen der Lebensmittelproduktion wichtig: Durch eine große Glasscheibe können Kunden und Besucher vom angegliederten Pasta-Outlet aus die Produktion mitverfolgen, da muss freilich alles blitzsauber aussehen. Zweites wären da die 2000 bis 3000 Landfrauen – eben jene, die man aus dem Fernsehen kennt –, die in Neumeiers „Erlebnismanufaktur“ dabei sein können, wenn Pasta- Träume wahr werden. Nicht zuletzt sind es auch hin und wieder die Kunden aus der Spitzengastronomie, die sich ansehen, wo die von ihnen so geschätzte, bayerisch- italienische Pasta herkommt.

In der Manufaktur stehen die original italienischen Nudelmaschinen, an welchen die vielen, verschiedenen Nudelsorten entstehen. Das Sortiment umfasst Ravioli, Frisch- und Trockenpasta, Gnocchi, hausgemachte Tomatensoßen und Pasta-Gewürzmischungen. Für die Kreationen ist der Chef zuständig: Sei es die Kürbis- Ingwer-Honig-Füllung für Ravioli, die Schokonudeln oder Superfood-Pasta. Neumeiers Leidenschaft ist das Arbeiten mit den verschiedensten Ingredienzen und das Ausprobieren neuer Rezepturen. Im Jahr 2008 fing alles mit einer Jahresproduktion von 400 Kilo Pasta an; heute seien es 60 000 Kilo, erzählt Neumeier. Heute seien es pro Tag eine halbe Tonne.

Während des Gesprächs klingelt immer wieder sein Telefon und Bestellungen gehen ein: Zum Beispiel für 80 Kilo Steinpilz- und Ricotta- Ravioli. „Wir beliefern heute noch wöchentlich Kunden aus unserer Anfangszeit, das ist toll“, so der 36-Jährige. Die Pasta geht nach ganz Deutschland, vor allem in die Gastronomie und ins Catering, gefolgt von Feinkostläden. Darüber hinaus verkauft Neumeier seine Produkte auch nach Österreich, in die Schweiz und nach Italien. „Für mich ist das wie ein Ritterschlag, wenn selbst Italiener begeistert sind von unserer Pasta.“

Dafür tut man bei „Pasta fino“ aber auch so einiges: Die Rohstoffe kommen überwiegend aus Bella Italia. Seine Antipasti lässt er im Süden produzieren. Die Manufaktur beschäftigt in ihrem elften Jahr des Bestehens inzwischen neun feste Mitarbeiter. Auch Neumeiers Frau Bettina ist mit an Bord. Die beiden haben zwei Kinder, mit denen so manche anderen sicher gern mal tauschen würden: Jeden Tag könnte es schließlich Nudeln geben.

Der junge Unternehmer hat sich 2008 gegen eine weitere Karriere in der gehobenen Gastronomie entschieden, die mit Sicherheit auf ihn gewartet hätte: Bereits mit 21 Jahren war er Küchenchef, mit 23 Bayerns jüngster Küchenmeister. Er gehörte zum Cateringteam von Schloss Emmeram, wo er unter anderem Gloria von Thurn und Taxis belieferte. Trotz dieser „spannenden Jahre“ entschloss er sich für die Selbstständigkeit. Zur italienischen Küche hat er ein besonderes Verhältnis, war seine letzte Station in der Gastronomie doch eine bekannte Trattoria in Amerang. Ihm habe zuletzt die authentische, klassische italienische Küche gefehlt, zu stark sei sie für seinen Geschmack eingedeutscht gewesen.

Sein Weg war es, ein persönliches Netzwerk aus Kunden aufzubauen, die er auch persönlich kennt und berät: „Das ist mir besonders wichtig. Es ist nicht leicht, einen Gastronomen davon zu überzeugen, neue Produkte auf die Karte zu nehmen.“

 

Pasta inspirierte Meggle-Jury zu Sonderpreis

Für alle, die es nicht nur mediterran, sondern auch rustikal- bayerisch mögen, kreierte Neumeier vor einigen Jahren etwa die „Lausbuben- und Wuidererdascherl“ sowie Ravioli mit Tegernseer Bergkäse – sie gehören heute noch zu den beliebtesten Sorten bei den Kunden.

Für die Jury des Meggle- Gründerpreises waren es genau diese neuartigen Pasta- Ideen, die sie zu einem dritten Gründerpreis inspirierten und wegen der „Oasta fino“ 2012 als erster Preisträger überhaupt mit dem „Sonderpreis für originelle Geschäftsideen“ ausgezeichnet wurde.

Auch, wenn Neumeier schon viele Pastasorten und -formen im Sortiment hat, damit ist noch lange nicht „basta“: 2018 hat er eine eigene Bio-Marke für Pasta gegründet. Und 2019 soll in der Manufaktur die erste Fachkraft für Lebensmitteltechnik ausgebildet werden.

 

von Elisabeth Sennhenn